Ernst Uehli

Ernst Uehli (geb. 4. Mai 1875 in Andelfingen, gest. 16. November 1959 in Zürich) war Beamter, Waldorflehrer und Schriftsteller.

Das erste Schuljahr besuchte Uehli in Bern. Nachdem der Vater den Entschluss gefasst hatte, mit dem ältesten Sohn nach Amerika auszuwandern, zog die Mutter mit den fünf zurückbleibenden Kindern nach Hallau im Schaffhausischen Klettgau. Nach der Schule machte er eine dreijährige kaufmännische Lehre in Bern. Er wurde Mitglied des Literarischen Freundschaftsbunds, einem Klub im Umfeld des kaufmännischen Vereins.

Nach einer Tätigkeit als Volontär in einer Weinhandlung in La Chaux de Fonds arbeitete er ab 1896 während zehn Jahren in den Zollverwaltungen in Romanshorn am Bodensee und in Zürich.1 1905 hörte er in St. Gallen erstmals Rudolf Steiner in einem Vortrag über das Planetensystem, etwas später in einem über das Johannes-Evangelium. Uehli kam auch mit Rudolf Steiner persönlich ins Gespräch.

Als Uehli 1908 aus beruflichen Gründen nach Zürich übersiedelte, kam er in engen Kontakt zur dortigen Theosophischen Gesellschaft. 1910 wurde er Leiter des Zschokke-Zweiges in Zürich. 1911 bis 1919 ging er auf Rat Steiners nach München in das von Felix Peipers geleitete Ärztehaus, wo er einen blinden und epileptischen jungen Mann betreute. Gleichzeitiig begann er Vorträge zu geistesgeschichtlichen Themen zu halten.

1913 heiratete eri die acht Jahre jüngere, aus Wien stammende Ernestine Baudisch, mit der er zwei Söhne hatte.

1919 bis 1922 war Uehli Redakteur der Zeitschrift Dreigliederung des Sozialen Organismus und ab Januar 1921 Leiter des Bundes für soziale Dreigliederung in Stuttgart. Zudem gehörte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift Die Drei, die im Oktober 1921 entstand und die er bis 1923 redigierte, und redigiert 1922/23 die Zeitschrift Anthroposophie. Von 1921 bis 1923 war er im Zentralvorstand der deutschen Landesgesellschaft tätig. Von 1924 bis 1937 wirkte er als Lehrer an der Stuttgarter Waldorfschule, zunächst für Religion, dann neben Deutsch und Literatur vor allem für Geschichte und Kunstgeschichte an der Oberstufe. 1937 kehrte er in die Schweiz zurück und war als freier Schriftsteller und Vortragsredner tätig. Die Schwerpunkte seiner Arbeit waren nun Kulturgeschichte und Anthroposophie. 1939 liess er sich scheiden und ging seine zweite Ehe mit der aus Dresden stammende Eurythmistin Erna Elisabeth Schnell ein. Uehli war mit dem Komponisten Robert Blum befreundet, der etwa eine Musik zu Der Kristall der sieben Einsamkeiten komponierte.

Die Angaben zur Biographie beruhen derzeit zu grossen Teilen der Biographie von Andreas Dollfus der Biographien Dokumentation der Forschungsstelle Kulturimpuls.

Veröffentlichungen

  • Mythos und Kunst der Griechen im Geiste ihrer Mysterien, Dornach 1958.
  • Kultur und Kunst Ägyptens. Ein Isisgeheimnis, Dornach 1955.

Der Kristall der sieben Einsamkeiten. Winterthur 1955.

Vorzeit der Schweiz, Zürich 1942. – Atlantis und das Rätsel der Eiszeitkunst. Versuch einer Mysteriengeschichte der Urzeit Europas. Stuttgart 1936. – Die Mosaiken von Ravenna. Basel 1934. – Und Gott sprach. 1930. Zusammen mit Caroline von Heydebrand. Lesebuch, das in vielen Rudolf Steiner- und Waldorfschulen benützt wird. – Nordisch-germanische Mythologie als Mysteriengeschichte. Basel 1926. – Zwischen Sphinx und Gral. Goetheanum-Bücherei. Stuttgart 1922. – Rudolf Steiner als Künstler. Goetheanum-Bücherei. Stuttgart 1921. – Eine neue Gralssuche. Goetheanum Bücherei. Stuttgart 1921. – Ein Sohn des Schicksals. München 1918. – Die Geburt der Individualität aus dem Mythos. München 1916. Zeitschriftenartikel Das Parcival-Ereignis. In: Das Reich, 3. Jahr, Januar 1919.

Die Drei, Register der Beiträge von Uehli und Besprechungen seiner Veröffentlichungen.

Literatur

  • Kurt Brodbeck, “Kulturhistoriker und Mythologe. Zum hundertsten Geburtstag Ernst Uehlis am 4. Mai 1975”, in: Der Bund (Bern), 126. Jahrg., 4. Mai 1975, Nr. 102, S. 50. Online
  • Erika Beltle: Ernst Uehli (4. Mai 1875 – 16. Nov 1959). In: Mitteilungen, 14. Jg., 1960, Nr. 53, S. 138-142. – Leben und Gestaltung. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag überreicht von Freunden und Verehrern. 4. Mai 1945, Bern 1945.

Dokumente

Korrespondenz an Fidus,

Links

Ernst Uehli, Beitrag von Andreas Dollfus für Biographien Dokumentation der Forschungsstelle Kulturimpuls.

Uehli und wie weiter?, Michael Eggert zu Ernst Uehlis „Atlantis-Buch“ und den Reaktionen auf seinen kritischen Artikel.

Steiners Erzengel, Artikel von Peter Nowak, erschienen in: Freitag, 28. Juli 2000.

Letzte Änderungen: 21. März 2023.

  1. 1896 wurde er zum Zollgehilfen gewählt. Vgl. Der Bund (Bern), S. Online []