Der Verfasser der „Germanenbibel“ gegen die völkische Hetze

Der Verfasser der „Germanenbibel“ gegen die völkische Hetze

Berlin, 11. Juli. (J. T. A.) Der Herausgeber der Zeitschrift „Der Volkserzieher“, Wilhelm Schwaner in Köln, muß sich in seinem Blatte der Angriffe völkischer Verleumder erwehren. Schwaner, der auch eine Germanenbibel geschrieben hat, hat es gewagt, seinen Freund Walter Rathenau, mit dem er in Briefwechsel gestanden hatte, gegen schmutzige Beleidigungen von völkischer Seite zu verteidigen. Dafür wird er jetzt von den Rassevölkischen beschimpft, bedroht und verfemt. Von seiner Zeitschrift wird gesagt, sie sei „pazifistisch demokratisch und umwedele die Juden“. Im Juliheft des „Volkserziehers“ setzt sich Schwaner gegen diese Hetze mit folgenden deutlichen Worten zur Wehr:

„Nie hat ein Großer der Politik oder des Kapitals mich „bestechen“ oder zu „schmieren“ versucht — es wäre auch
unmöglich gewesen. Aber lebt nicht fast die gesamte völkisch-antisemitische Presse von Fords, Hugenbergs und anderer Nationalmammonisten Gnaden? Und stehen nicht alle diese Blätter in jeder Beziehung tief unter fast allen Freimaurer- und Judenblättern? Ich bin fest davon überzeugt, daß es keine ärgeren Feinde des deutschen Volkes und Vaterlandes gibt als die Hurra- und Hochdeutschen, die sich aus allen vier Seiten ihres ellenbogenstarken Germanenkörpers mit dem schändlich mißbrauchten Hakenkreuz bepflastern.“

Wiener Morgenzeitung, 8. Jahrg., 12. Juli 1926, Nr. 2652. S. 1. Online